Ehrungen in der Coface Arena für herausragende Leistungen in 2015


MAINZ.  In eine Loge der Mainzer Fußball-Arena hatte der Behinderten- und Rehabilitationssportverband Rheinland-Pfalz gestern Abend mehr als 50 Athletinnen und Athleten geladen, die 2015 bei Deutschen Meisterschaften Titel oder auf internationaler Ebene Medaillen gewonnen hatten.

 

Hannelore Brenner aus Wachenheim im Zellertal kennt das alles schon. Schließlich gehört die Paralympics-Siegerin im Dressurreiten seit mehr als 15 Jahren der Weltspitze an. Doch Ehrungen wie die des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes stellen für die 52-Jährige noch immer etwas Besonderes dar.„Gerade wir als Behindertensportler werden nicht mit Blumen überhäuft“, erklärte die zweifache Europameisterin, die seit einem Reitunfall querschnittsgelähmt ist. Auch wenn die Wertschätzung in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sei. Die Reiterin weiß, wovon sie spricht. Viermal saß sie bereits bei Paralympics im Sattel, auch zu Zeiten, als man den Spielen nach den Spielen noch kaum Aufmerksamkeit schenkte. In diesem Jahr schlägt die viermalige Goldmedaillengewinnerin den Weg zu ihrer fünften Teilnahme in Rio ein. Dabei hat sie die Qual der Wahl.

Zwar zeige „Olli“, wie sie ihre mittlerweile 21 Jahre alte treue Gefährtin der vergangenen Jahre nennt, noch keine Ermüdungserscheinungen und würde sich auch für die Strapazen der Reise nach Brasilien anbieten, weil sie ähnliches schon vor acht Jahren in Hongkong erlebt hat. Andererseits habe man gerade bei einem so reifen Pferd besondere Verantwortung. Alternativen stehen bereit: So war der elfjährige Kawango, „Kiwi“ genannt, schon 2014 bei den Weltreiterspielen im französischen Caen als Ersatz nominiert, zudem sei auch die erst sechsjährige Stute Belissima M schon „auf einem tollen Weg“. Auf wen aus dem Trio die Wahl fallen wird, das, sagt Brenner, habe sie nicht selbst in der Hand. Drei Sichtungen sind zu absolvieren, bevor die Equipe steht, die erste beim Maimarktturnier in Mannheim. Doch nur jeweils zwei Pferde darf jeder Paralympics-Kandidat im Viereck vorstellen. Das jüngste Pferd in Brenners Stall wird deshalb bei einem Turnier in Frankreich versuchen müssen, das Auswahlkomitee von sich zu überzeugen.

 


Dass die Wachenheimerin ihren Sport überhaupt so engagiert ausüben kann, liegt einerseits an ihrem verständnisvollen Arbeitgeber, Lotto Rheinland-Pfalz, der auch als Gastgeber der Ehrung wirkte. Aber auch an der guten Unterstützung im Land. „Bei uns werden behinderte und nicht-behinderte Sportler in gleicher Höhe gefördert“, betonte Landessportbund-Präsidentin Karin Augustin. Das zahlt sich aus. So fanden sich unter den Ausgezeichneten nicht nur Routiniers und Dauergäste, sondern auch Debütanten.

Die rheinland-pfälzische Landesauswahl hatte beispielsweise zum ersten Mal bei den Frauen den Deutschen Mannschaftsmeistertitel im Sitzball gewonnen, und auch Sportschütze Swen Hahn durfte endlich bei nationalen Titelkämpfen ganz oben stehen. „Ich war schon öfter mal Vizemeister“, erzählte der Luftgewehrspezialist vom SV Wissen. Aber 2015 hatte er in München einen perfekten Wettkampf erlebt: Mit 60 Schüssen erzielte er 600 Ringe – ein Ergebnis, das nicht nur Innenminister Roger Lewentz beeindruckte, sondern auch Brenner. Dabei kennt sie doch eigentlich schon alles. 

 

Die Geehrten aus der Pfalz:

 

Bowling: Johann Benedom, Ottmar Kunde, Peter Stahl, Ursula Weber (BSV Ludwigshafen)

Reiten: Hannelore Brenner (RC Hofgut Petersau)

Tischtennis: Michael Beck (BSG Bad Dürkheim)

Sitzball: Sabrina Bug, Elena Roßmer, Sarah Roßmer, Ulrich Roßmer (BSV Ludwigshafen)

Sportschießen: Swen Hahn (SV Petersberg)

Quelle- Ausgabe VON KATJA STURM

Die Rheinpfalz - Ludwigshafener Rundschau - Nr. 67

 

Datum Samstag, den 19. März 2016